Merkmale und Wirkung
K.O.-Tropfen sind farblos, geruchlos und nahezu geschmacklos. Deswegen bemerken Betroffene nicht, wenn ihnen etwas ins Getränk gemischt wurde. Nach der Einnahme werden die Stoffe schnell über den Darm aufgenommen und zeigen zunächst häufig eine euphorisierende, dann eine ruhigstellende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. In geringen Dosen wirken sie stimulierend und enthemmend, in höheren Dosen einschläfernd und betäubend. Bei Überdosierung verlieren die Betroffenen häufig das Bewusstsein, leiden unter Erinnerungslücken und können bis zum Tod führen.
Verwendete Substanzen
K.O.-Tropfen können unterschiedliche Substanzen sein. Daher gibt es auch nicht das eine Gegenmittel, das man einnehmen oder den einen Stoff, gegen den man vorgehen könnte. Das macht es besonders schwierig.
Am häufigsten werden die Substanzen GHB und GBL eingesetzt. GHB wird umgangssprachlich auch Liquid Ecstasy genannt und ist in geringen Mengen eine häufige Party-Droge. GBL ist eine Vorstufe von GHB und wandelt sich im Körper zu GHB um. Es ist legal auf dem Markt erhältlich und beispielsweise in Nagellackentfernern oder einigen Reinigungsmitteln enthalten. Das Schwierige ist, dass die Stoffe keinen Eigengeschmack haben. Daher gibt es immer wieder die Forderung, GHB mit starken Bitterstoffen zu mischen, damit es im Getränk erkannt werden kann. Doch bisher gab es keine Veränderungen dahingehend.
Weitere Substanzen
Benzodiazepine sind Beruhigungsmittel und Psychopharmaka, die nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich sind. Alkohol kann ihre Wirkung teilweise verstärken.
Hypnotika umfasst verschiedene Schlafmittel und Substanzen, die in der Narkose verwendet werden. Zu dieser Gruppe gehören auch das verschreibungspflichtige und dem Betäubungsmittelgesetz unterliegende Medikament GHB sowie das Narkosemittel Ketamin.
Bestimmte Antihistaminika, die zur Behandlung von allergischen Beschwerden oder Schlafstörungen eingesetzt werden, können als K.-O.-Tropfen missbraucht werden.
Gefährlichkeit und Symptome
Die Wirkung von K.O.-Tropfen beginnt meist nach ca. 15-30 Minuten und kann mehrere Stunden anhalten. Im Gegensatz zum Alkohol setzen die Symptome plötzlich ein. K.O.-Tropfen können, je nach Dosierung und körperlicher Verfassung, unterschiedlich wirken. Besonders gefährlich sind die Wechselwirkungen mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten. Hierbei kann es bis hin zur Atemlähmung und dem Tod führen.
Anzeichen und Symptome einer Vergiftung durch K.O.-Tropfen sind:
Euphorie und Enthemmung
Plötzlicher Schwindel und Übelkeit
Wahrnehmungsschwierigkeiten und Dämmerzustand
Tiefe Müdigkeit bis Bewusstlosigkeit
Erinnerungslücken nach dem Aufwachen
Die Wirkungen der verschiedenen Substanzen in K.O.-Tropfen variieren, betreffen jedoch immer das zentrale Nervensystem und beeinflussen Gefühle, Verhalten, Bewegung, Bewusstsein und Gedächtnis.
Zusätzlich können folgende Symptome auftreten:
Muskelkrämpfe, Atemnot, Kopfschmerzen, starkes Schwitzen
Plötzliche Verhaltensänderungen, starke Benommenheit, Erinnerungslücken, Gefühl der Willenlosigkeit
Motorische Einschränkungen, Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen
Wie lassen sich K.O.-Tropfen nachweisen?
Besonders schwierig an K.O.-Tropfen ist, dass sie nur eine begrenzte Zeit im Körper nachweisbar sind. Substanzen wie GHB und GBL bleiben etwa sechs Stunden im Blut und sind zwölf Stunden im Urin nachweisbar. Geht man erst nach dieser Zeitspanne zu Ärzt*innen, ist ein Nachweis oft nicht mehr möglich. Urin kann bis zur Untersuchung auch in einem sauberen Behälter im Kühlschrank aufbewahrt werden, wenn Sie es nicht direkt zu Ärzt*innen schaffen.
Andere Betäubungsmittel können jedoch teils noch nach Tagen oder Wochen gefunden werden.
Schnell handeln bei Verletzungen im Intimbereich
Verletzungen im Intimbereich, an deren Ursache man sich nicht erinnern kann, sollten schnellstmöglich ärztlich abgeklärt und dokumentiert werden. Bei einer Anzeige wegen sexualisierter Gewalt wird man in der Regel direkt an eine:n Gynäkolog*in oder Proktolog*in weitervermittelt. Hier können Spermaspuren gesichert und, wenn nötig, eine HIV-Behandlung eingeleitet werden. Auch wenn es sich nicht richtig anfühlt und schwierig für Betroffene ist, ist zu empfehlen vor der Untersuchung nicht zu duschen und die Kleidung nicht zu waschen.
Symptome am Tag danach
Die Symptome von K.O.-Tropfen ähneln auch am Tag danach oft denen eines übermäßigen Alkoholkonsums: starker Kater, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Konzentrationsstörungen. Gedächtnislücken können Verunsicherung auslösen. Insbesondere nach sexualisierter Gewalt kann dies zu starken psychischen Belastungen führen. Bei Verdacht ist es sinnvoll möglichst schnell eine ärztliche Untersuchungen durchzuführen.
Schutzmaßnahmen:
Um sich vor K.O.-Tropfen zu schützen, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:
Niemals offene Getränke von Fremden annehmen und das eigene Getränk immer im Blick behalten.
Bei Unwohlsein sofort Freund*innen oder das Personal alarmieren.
In Gruppen aufeinander achten und gemeinsam nach Hause gehen.
Bei Verdacht auf K.O.-Tropfen sofort medizinische Hilfe aufsuchen und Urinproben sichern.
Technische Hilfsmittel: Es gibt Armbänder und Strohhalme, die auf GHB im Getränk reagieren, jedoch sind diese nicht zuverlässig und reagieren nicht auf alle möglichen Substanzen. Außerdem gibt es wiederverschließbare Bierdeckel, um Flaschengetränke nicht offen stehen lassen zu müssen.
Strafrechtliche Konsequenzen: Das Verabreichen von K.O.-Tropfen ist strafbar und kann als gefährliche Körperverletzung bis hin zum versuchten Totschlag geahndet werden. Der Besitz und Handel von GHB ist illegal. Die Vorläufersubstanz GBL ist zwar legal erhältlich, aber es ist ebenfalls strafbar, wenn sie an unwissende Personen verabreicht wird.
Hilfe für Betroffene: Betroffene können posttraumatische Symptome entwickeln, wie Schlafstörungen, Angstzustände und Depressionen. Es ist wichtig, dass sie ärztliche und psychologische Unterstützung erhalten. Wichtig ist auch, dass Betroffenen geglaubt und Ihnen keine Schuld zugewiesen wird. Haben Sie den Verdacht, dass Ihnen oder einer anderen Person K.O.-Tropfen verabreicht wurden? Zögern Sie nicht, sich bei uns zu melden. Wir beraten und unterstützen Sie bei Ihrem Anliegen.